Bei diesem Beitragsbild denken wir zuerst an Japan. Doch was hat Japan in diesem Newsletter mit Stricken zu tun? Das möchte ich Euch zu gerne in einem Beitrag von Martina, die schon sehr lange in Japan lebt, berichten.
Weitere Beiträge sind neue Einzelanleitungen aus der Maschenwelt, eine kostenlose Anleitung für das Tuch „Nirwana“, Videos mit der Vorschau aus der Anna und einiges mehr.
Viel Spaß beim Lesen.
Martina und Hiromi
Heute möchte ich euch etwas über Martina Umemura erzählen. Sie hat mich in diesem Jahr auf der Messe h+h in Köln besucht. Es gibt Begegnungen, da weiß man auf Anhieb, dass die „Chemie“ stimmt und die Begegnung mit Martina gehört da auf jeden Fall dazu. Vielleicht liegt es daran, dass Martina aus dem fernen Japan ihre Wurzeln hier im Schwabenland hat.
Deshalb möchte ich sie euch heute hier vorstellen: Sie hat das Unternehmen „K FS Atelier Co“ in Japan mit der Absicht gegründet, den Bewohnern des vom Erdbeben in Tohoku betroffenen Gebiets eine rasche Wiedererlangung der Unabhängigkeit durch die Herstellung von Strickwaren zu ermöglichen. Darüber hinaus hofft sie, die Freuden des Strickens und der Strickwaren zu teilen und einen Kreis zu erweitern, der das Glück von Kesennuma bis zum Rest Japans und darüber hinaus schafft. Martina sagt: „Mit Wolle kann jeder glücklich sein. Jeder kann das Vergnügen an Wolle teilen. Wäre es nicht wunderbar, wenn dieses Vergnügen mit der Regeneration der Region Tohoku in Verbindung gebracht werden könnte?“
Martina über die Zeit nach dem Tsunami in Japan 2011
An dem Tag, als das Erdbeben die Region Tohoku erschütterte, war ich in Kyoto. Unmittelbar nach dem Atomunfall wurde ich von deutschen Freunden kontaktiert, die die Nachrichten gesehen hatten. Sie alle sagten mir, dass es gefährlich sei, in Japan zu sein und dass ich nach Hause kommen sollte. Ich begann zu überlegen, ob es vielleicht besser wäre, aus der Perspektive der Zukunft meiner Kinder nach Deutschland zurückzukehren. Ich diskutierte es mit meinen Kindern. Mein Sohn war dagegen und meinte, wir wären zwar sicherer, wenn wir nach Deutschland gehen würden, aber wir wären nicht glücklich, wenn wir unsere Freunde zurücklassen würden. Ab diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass der Ort, an dem ich sein musste, Japan war.
Nachdem ich mich entschlossen hatte, in Japan zu bleiben, konnte ich nicht jedes Mal still sitzen, wenn ich Nachrichten über die Situation in Tohoku sah. Was könnte ich tun, um zu helfen? Was hofften die Opfer? Ich war von den Fragen besessen. Wenn ich tatenlos in einer Notunterkunft leben müsste, was würde ich am meisten wollen? Vielleicht tatsächlich Strickwolle?.
Ich selbst bin wirklich glücklich, wenn ich stricke und meine Gedanken frei von störenden Gedanken sind. In schwierigen Zeiten oder wenn ich keine Energie habe, etwas zu tun, verbessere ich meine Stimmung durch Stricken. Ich war mir sicher, dass es auch Menschen in den Notunterkünften gab, die auch so fühlen. Ich dachte: „Das kann ich tun, um den Menschen in Tohoku zu helfen!“
Ich setzte meinen Plan sofort in die Tat um und forderte einen mir bekannten NPO auf, der denjenigen in den beschädigten Gebieten behilflich war. Wir lieferten Sets bestehend aus zwei Knäuelen Strickwolle, Rundstricknadeln und einer Broschüre, in der erklärt wurde, wie man einen Haramaki-Boshi in herstellt. Es gab einige Leute, die gegen das waren, was wir taten, weil sie dachten, dass die Unterkünfte mehr Wasser, Nahrungsmittel und Grundnahrungsmittel des täglichen Bedarfs benötigten. Sicherlich gab es in vielen von ihnen keine Zeit für Aktivitäten wie Stricken.
Nach einer Weile erhielten wir jedoch einen Anruf aus der Notunterkunft der Koharagi-Mittelschule in Karakuwa-cho in Kesennuma, wonach sie sich sehr freuten und mehr Wolle verlangten. Ich war so gerührt, dass ich weinte. Es war etwas mehr als ein Monat nach dem Erdbeben, am Samstag vor der Goldenen Woche.
Anfangs schickte ich mehr Wolle, zufrieden, wenn die Leute in der Notunterkunft einfach nur Spaß am Stricken haben könnten. Nachdem ich jedoch Telefonanrufe und Fotos von Leuten erhalten hatte, die in der Halle gestrickt hatten, bekam ich das starke Gefühl, dass ich diese Leute treffen und mit ihnen stricken wollte. Ich beschloss, die Gegend zu besuchen und ging am 11. Juni 2011 zusammen mit meiner Familie zum ersten Mal in die Notunterkunft der Koharagi Middle School in Kesennuma.
Wir sprachen, während wir strickten, und sprachen davon, aus unserer Wolle ein Symbol für die Wiederbelebung der Region zu machen. Als ich im Juli zum zweiten Mal einen Monat später nach Kesennuma kam, wurde der „Koharagi Takochan“ (eine Wollkrakenpuppe) geboren. Wir hatten das Gefühl, dass eine Kreatur mit acht Beinen viel Glück bringen würde.
Während die Menschen in der Lage waren, sich durch das Stricken zu beruhigen, gab es das ernsthafte Problem, dass diejenigen, die in zeitweiligen Unterkünften lebten, keine Arbeitsmöglichkeiten hatten. Wir dachten also, es wäre eine gute Idee, in Kesennuma eine Firma zu gründen, die Strickwaren herstellt und verkauft. Aber wie sollen wir ein Unternehmen gründen? Wir hatten wirklich keine Ahnung, wo wir anfangen sollten, aber durch das Koharagi Takochan-Projekt konnten wir eine Verbindung zu einem kleinen Unternehmen in Kesennuma namens Saishin aufbauen, und die Nachricht von der Gründung unseres Unternehmens gewann rasch an Fahrt. Im März 2012, ein Jahr nach dem Erdbeben, wurde die Umemura Martina Kesennuma FS Atelier Co., Ltd. geboren. Infolgedessen habe ich meine Aufenthaltserlaubnis von Kyoto nach Kesennuma verlegt.
Allmählich stieg die Anzahl der Mitarbeiter von den drei, mit denen wir das Unternehmen gegründet hatten, und nach und nach konnten wir fertige Produkte aus deutscher Wolle herstellen. Alle Mitarbeiter von Kesennuma sind bestrebt, nur langlebige und qualitativ hochwertige Produkte herzustellen.
Martina war schon immer ehrenamtlich sehr aktiv
Sie schreibt auf ihrer Seite: 2006 habe ich ein Projekt gestartet, um Socken auf dem Chionji-Kunsthandwerksmarkt in Kyoto zu verkaufen und die Gewinne nach Afghanistan zu senden (das Projekt wurde im März 2011 ausgesetzt). Damals gab ich ihnen den Namen „Friedenssocken“, in der Hoffnung, dass sie zum Frieden in Afghanistan und der ganzen Welt beitragen würden.
Der deutsche Name ist „Friedenssocken“ („FS“ steht für „Friedenssocken“)
Alles wurde gekrönt von Tutto, der mit uns zusammengearbeitet hat, um die „Martina Original Colors“ auf den Markt zu bringen, die Kesennuma durch Wollnamen darstellen (z. B. Kesennuma Forest (Wolle in Grüntönen) und Kesennuma Sea (Wolle mit blauen Mustern).
Nach dem Erdbeben in Tohoku habe ich mich in Kesennuma angefreundet, und als wir beschlossen, gemeinsam eine Firma zu gründen, hatten wir große Schwierigkeiten, einen Namen zu finden. Nach einem Kampf kamen wir schließlich auf die Idee, „Socken des Friedens“ zu machen, die die Menschen in Kesennuma glücklich machten. Auf diese Weise entstand der Name „Kesennuma FS Atelier“. Wir hoffen, durch das KFS die Freude am Stricken von Kesennuma auf den Rest Japans und darüber hinaus zu übertragen. Wir möchten die Freude am Stricken mit allen teilen. Das ist unsere Hoffnung.
Wir hoffen, dass jeder ein Teil dieses Kreises werden kann, der durch Wolle Glück schafft.
Martina ist in Japan mittlerweile eine kleine Berühmtheit in Sachen „Strick“. So hatte sie schon mehrere Fernsehauftritte in Japan und hat schon einige Bücher geschrieben, in denen sie tolle Stricktechniken und – modelle vorstellt.
Vielen Dank an dich, liebe Martina für diese beeindruckende Leistung und auch dafür, dass ich deine Geschichte hier mitteilen durfte.
- Inklusions-Stricktreff in Oberkirch
Woolly Hugs CHARITY
Die ersten Spendengelder sind übergeben (mehr dazu im nächsten Newsletter) und die ersten Aktionen laufen an!
Am Mittwoch, 20.11.2019 um 18.30 Uhr startet der erste Stricktreff in Oberkirch und es sind alle eingeladen.
Wir konnten als Kursleiterin Regina Bühler (Chefredakteurin von Handarbeits-Zeitschriften) gewinnen und freuen uns über diese kompetente Unterstützung!
Man trifft sich um 18:30 Uhr in der Probstbühndstraße 6, 77704 Oberkirch. Der Treff dauert ca. 2. Stunden und ich freue mich schon drauf, denn ich werde natürlich auch kommen.
Anmeldung bitte direkt bei Regina Bühler: 07843/99 51 783
Tuch Nirwana easy häkeln – Woolly Hugs YEAR SOCKS
Material:
Woolly Hugs YEAR-SOCKS (75% Schurwolle, 25% Polyamid, Lauflänge = 400 m/100 g) von L&K (www.VeronikaHug.com):
- 200 (300) g Flieder-Töne (Farbe 01 Januar)
- Häkelnadel Nr. 3,5 – 4,5
Maschenprobe im Grundmuster: 22 Maschen (M) und 40 Reihen = 10 x 10 cm.
Größe: bei 200 g 150 x 60 cm (oder bei 300 g ca. 175 x 75 cm)
Randmasche:
Am rechten Rand den Faden hinter die Arbeit legen, die Randmasche rechts abstricken und etwas anziehen, am linken Rand die Randmasche rechts abstricken.
So wird’s gemacht:
An der unteren Spitze beginnend 5 Luftmaschen anschlagen, mit 1 zusätzlichen Luftmasche die Arbeit wenden und für die 1. Reihe in die 5.-1. Luftmasche je 1 halbes Stäbchen häkeln. Ab nun zu Beginn und Ende jeder Reihe 2 Maschen zunehmen;
2. Reihe: 2 Maschen zunehmen (= 2 Luftmaschen häkeln, mit 1 Steige-Luftmasche die Arbeit wenden und 2 Luftmasche jeweils mit 1 halben Stäbchen behäkeln), in die folgenden 4 Maschen je 1 halbes Stäbchen häkeln (Hinweis: alle halbe Stäbchen stets nur in das hintere Maschenglied der darunter liegenden Masche einstechen). Für das halbe Stäbchen in die letzte Masche 1 Umschlag auf die Nadel legen, in beide Schlingen der letzten Masche einstechen und den Faden durchholen, dann für die zusätzliche Luftmasche (= Fußschlinge für die folgende Zunahme) den Faden holen und durch 1 Schlinge ziehen. Dann nochmals den Faden holen und durch alle 3 Schlingen ziehen. Nun auch auf dieser Seite 2 Maschen zunehmen. Dafür * 1 Umschlag auf die Nadel legen, in die Fußschlinge der vorigen Masche einstechen und den Faden durchholen, dann für die zusätzliche Luftmasche (= Fußschlinge für die folgende Zunahme) den Faden holen und durch 1 Schlinge ziehen. Dann nochmals den Faden holen und durch alle 3 Schlingen ziehen. Ab * noch 1 x wiederholen = 9 Maschen;
3. Reihe: 2 Maschen zunehmen, in die folgenden 8 Maschen je 1 halbes Stäbchen häkeln, die letzte Masche wie in der 2. Reihe beschrieben häkeln. Am Ende der Reihe auch wieder 2 Maschen wie am Ende der 2. Reihe beschrieben zunehmen;
4. Reihe: 2 Maschen zunehmen, in die folgenden 12 Maschen je 1 halbes Stäbchen häkeln, die letzte Masche wie in der 2. Reihe beschrieben behäkeln. Am Ende der Reihe auch wieder 2 Maschen wie am Ende der 2. Reihe beschrieben zunehmen;
5. Reihe: 2 Maschen zunehmen, in die folgenden 7 Maschen je 1 halbes Stäbchen häkeln, in die folgenden 3 Maschen je 1 tiefergestochenes halbes Stäbchen häkeln. Dafür und in die querliegende Schlinge des halben Stäbchens der 2. darunterliegenden Reihe (= der 3. Reihe) plus dem vorderen Maschenglied des gleichen Stäbchens einstechen. In die folgenden 6 Maschen je 1 halbes Stäbchen häkeln und die letzte Masche wie in der 2. Reihe beschrieben behäkeln. Am Ende der Reihe auch wieder 2 Maschen wie am Ende der 2. Reihe beschrieben zunehmen;
6. Reihe: 2 Maschen zunehmen, in die folgenden 20 Maschen je 1 halbes Stäbchen häkeln, die letzte Masche wie in der 2. Reihe beschrieben behäkeln.
Die 7.-13. Reihe laut Häkelschrift fortführen. Anschließend die 6.-13. Reihe stets wiederholen und dabei die Zunahmen beidseitig sinngemäß fortführen. Stets mit den Maschen vor dem Mustersatz (MS) beginnen, den MS so oft wiederholen, bis nur noch die Maschen nach dem MS gehäkelt werden können.
In Wunschhöhe möglichst mit der 7. oder 11. Reihe der Häkelschrift enden.
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Wolle, Nadelmappe und Anleitungen findet ihr bei folgenden Woolly-Hugs-Händlern: http://veronikahug.com/haendlerverzei…
Wieder interessante Themen, im Newsletter! Insbesondere Martina Umemuras Erlebnisse in Japan haben mich schwer beeindruckt. Da sieht man, was ein Mensch alles bewegen kann. Ich wünsche Martina Umemura weiterhin viel Erfolg und Einsatzfreude mit ihren Projekten. Viele Grüße: Petra Quack